Jörg Orlowski |
Dazu habe ich Jörg Orlowski, Gründer und CEO von SoS-Events als Interviewpartner. SoS-Events ist wahrscheinlich dem einen oder anderen HRler bekannt durch die Event-Formate Students on Snow und Students on the Rocks. Dass solche Formate im weiteren Sinne gut funktionieren, zeigen übrigens sowohl die WFI Summer Challenge als auch das WHU Euromasters.
Als Geschäftsmodell, welches weder auf eine Technologie noch auf eine Onlineplattform basiert, sieht die Wertschöpfungskette natürlich komplett anders aus - und dadurch resultieren andere Vor- und Nachteile.
Tim Verhoeven: Erzähl uns kurz, was die Idee hinter SoS Events ist und wie Ihr bei der Gründung vorgegangen seid.
Jörg Orlowski: SoS Events veranstaltet Karriere-Events der etwas anderen Art: Statt in Messehallen und mit professionellen Messebauten treffen Studenten und Unternehmen in einer lockeren Umgebung mitten in den Bergen aufeinander. Vor der beeindruckenden Bergkulisse gehen beide Parteien ungezwungen aufeinander zu und sind schnell "per Du". Der erste Kontakt wird dann bei einer gemeinsamen Skiabfahrt, beim Mountainbiking, Klettern, Wandern oder beim Canyoning intensiviert. Fairerweise muss man sagen, dass die Idee zu diesem Konzept nicht von uns ist, sondern wir mit dem früheren "Erfinder" zusammengearbeitet haben. Als dieser sich auf andere Geschäftsbereiche konzentrieren wollte, haben wir das Konzept von ihm übernommen und erweitert. Uns spielte bei der Gründung in die Karten, dass wir bereits seit 2004 als Veranstalter von Aktiv- und Trendsportreisen tätig sind. So konnten Synergien genutzt und die gewachsenen Kontakte im Tourismus weiter ausgebaut werden konnten.
Tim Verhoeven: Karrieremessen gibt es viele, da muss man schon ein innovatives Konzept haben, um am Markt zu bestehen. Wie sieht Eure Strategie aus und wie reagiert der Markt darauf?
Jörg Orlowski: Karrieremessen/-events gibt es in Hülle und Fülle - das zeigt ja nur, dass es Bedarf auf diesem Gebiet gibt. Wir haben in vielen Gesprächen Personalern und Studenten auf den Zahn gefühlt und wollten wissen, welche Erfahrungen sie beim Erstkontakt gemacht haben. Oft wurde moniert, dass sich zwar immer die Location der Jobbörse ändert, es aber stets dieselbe Situation gibt: Studenten stehen in Anzug und Krawatte und mit Lebenslauf unter der Arm vor den Personalern und wechseln ein paar schnelle Sätze. Dann werden hastig Kontaktdaten ausgetauscht, denn der nächste Bewerber steht schon bereit für seine Chance auf den Karriere-Einstieg. Bei uns ist es ganz anders, wir schaffen besondere Situationen für Gespräche auf Augenhöhe beim Sport, Mittagessen oder Feierabendbierchen. Das Konzept kommt gut an: Unternehmen wie Bayer, Deutsche Telekom oder Siemens nutzen die Events, um gezielt Talente aus ihrem Bewerberpool oder von interessanten Studentenvereinigungen einzuladen - und sie einmal richtig kennenlernen zu können.
Tim Verhoeven: Große Events bedeuten vor allem auch große Ausgaben, auch für das nötige Personal. Wie finanziert Ihr die erste Phase von SoS Events?
Jörg Orlowski: Bei Events in der Größenordnung von 300 bis 500 Studenten kommen schnell hohe Kosten zustande, für die man in Vorleistung treten muss. Daher haben wir es im ersten Jahr ruhig angehen lassen und haben unsere Ressourcen in die Optimierung des Winter-Konzepts "Students on Snow" investiert. Jetzt versuchen wir, regelmäßig neue, innovative Konzepte zu entwickeln und auch umzusetzen, wie letztes Jahr die Sommer-Variante "Students on the Rocks". Unser neustes Projekt ist eine regionale Ausgabe des Karriere-Events in der EUREGIO Aachen, um auch KMU und Startups in den Fokus zu rücken, damit sie den Studenten die Potentiale in der Region aufzeigen können. Wir wickeln die ganze Organisation der Events vorab und vor Ort, die Kundenbetreuung und auch das Marketing komplett inhouse ab. Dazu braucht es natürlich viele Helfer und Experten mit der nötigen Erfahrung auf den verschiedenen Spezialgebieten. Viele Aufgaben kann das Kernteam abdecken, für PR und Marketing haben wir gute Lösungen auf freiberuflicher Basis gefunden. Und wir profitieren besonders von unserem super Netzwerk an Teamern aus dem Reisesektor - die auch das besondere Flair von SoS Events verinnerlicht haben.
Tim Verhoeven: Welche unternehmerischen Meilensteine gab es bei euch?
Jörg Orlowski: Aller Anfang ist schwer. Für uns war der Start etwas leichter, weil wir mit einem erprobten Konzept starten konnten. Mittlerweile haben wir es geschafft, weitere Konzepte zu entwickeln und erfolgreich in die Tat umzusetzen. Ein Meilenstein war dabei Students on the Rocks, die Weiterentwicklung des Winterkonzepts in den Sommer mit Teambuilding-Aspekten wie Klettern und Canyoning. Man darf sich dann aber nicht ausruhen, sondern muss immer nach Innovationen Ausschau halten: Denn bisher waren unsere Karriere-Events vor allem was für große Unternehmen, die sich den Luxus leisten konnten, eine regelrechte Arbeitgebermarke aufzubauen. Für KMU ist das undenkbar, sie denken meistens kurz- und nicht mittel- bis langfristig. Die neue Lösung aus unserem Haus konzentriert sich daher auf die Region und rückt die Potentiale der KMU in den Fokus. Eine große Herausforderung war es auch, seine Geschäftsidee so weit runterzubrechen, dass sie in wenigen Sätzen für jeden verständlich und greifbar wird. Das hat viele Arbeitsstunden und Nerven gekostet, aber es war ein gutes Gefühl, die Broschüre dann schlussendlich in den Händen halten zu können.
Tim Verhoeven: Wie schwer war es, den eigenen Wachstum zu stemmen?
Jörg Orlowski: Bisher konnten wir unsere Projekte mit wenigen externen Finanzspritzen anschieben. Klar war es nicht ganz einfach, stetig zu wachsen, dabei die Finanzen aber nicht aus den Augen zu verlieren. Da hat es uns ungemein geholfen, dass uns schon einige Unternehmen kannten, die ersten Medien über uns berichtet haben und wir so nicht ganz unbekannt waren. Wir haben viele Kanäle bespielt und viele gute Kooperationen schließen können. Doch bei allen Marketingstrategien und Werbebudgets: positive Empfehlungen von Studenten oder Unternehmensvertretern sind unbezahlbar. Daher kommt der Erfolg zwangsläufig von alleine, wenn man mit viel Leidenschaft und Herzblut bei der Sache ist und allen einfach eine gute Zeit auf dem Event ermöglicht.
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