Nach der überaus interessanten Zukunft Personal in dieser Woche, bei der ich auch viele meiner Interview-Partner wieder gesehen habe, starte ich heute in die 6. Runde meiner Interviewreihe über Start-Ups in der HR-Branche. Diesmal habe ich ein komplettes Novum in dieser Reihe: Das erste mal habe ich ein Start-Up, welches in direkter Konkurrenz zu einem meiner vorherigen Interviewpartner steht. Ich habe heute das Vergnügen Carl Hoffmann - einen der Gründer von talentry zu interviewen. Talentry bewegt sich im äußerst interessanten Markt der Mitarbeiterempfehlungsprogramme - und ist damit in bester Gesellschafft von einigen anderen Start-Ups - u.a. mit firstbird.
Tim Verhoeven: Hallo Carl, erzähl uns kurz, wie es dazu kam, dass du talentry ins Leben gerufen habt.
Carl Hoffmann: Mein Mitgründer Michael Blazek hat damals bei einem mittelständischen Softwareunternehmen gearbeitet, das großen Bedarf an hochqualifiziertem IT Personal hatte. Dieses Unternehmen hatte damals ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm im Einsatz, über das es in etwa 70 % der Stellen besetzt hat. Michael hatte durch sein Studium an der TU München ein großes Netzwerk an ITlern und hat diese nach und nach weiterempfohlen. Als er einen Monat mehr für das Empfehlen von Leuten als für seine eigentliche Tätigkeit als Software-Entwickler verdient hat, kam er zum Schluss, dass er durch eine Digitalisierung dieses Prinzips das riesige Potenzial von Mitarbeiterempfehlungen auch Großunternehmen zugänglich machen wollte. Aus dieser Idee ist 2012 Talentry entstanden.
Tim Verhoeven:War es von Anfang an der Plan, euer Portal zu kommerzialisieren? Hattest du von Anfang an einen Business-Plan?
Carl Hoffmann: Ich bin der Meinung, dass jede gute Idee nur durch ein gutes Business Model getragen werden kann. Von daher stand es nie zur Debatte das Portal nicht zu kommerzialisieren. Allerdings haben wir hier am Anfang viel ausprobiert, um letztlich ein Pricing zu finden, das sowohl von unseren Kunden wie auch von uns als fair empfunden wird. Einen Businessplan hatten wir schon, jedoch nicht als niedergeschriebenes Dokument. Gerade in der Anfangsphase sollte man versuchen, sich nicht zu stark auf den Businessplan zu fokussieren, sondern erst einmal ein Grundverständnis für den Markt entwickeln. Ein richtiger Businessplan macht daher aus meiner Sicht erst später Sinn, wenn man seine entscheidenden KPIs identifiziert hat, das Pricing steht und man im nächsten Schritt skalieren möchte.
Tim Verhoeven: Wie hast du dich finanziert bzw. am Anfang über die Runden gehalten insb. als erste regelmäßige Kosten auftraten?
Carl Hoffmann: Finanziert haben wir uns ganz am Anfang durch persönliche Rücklagen sowie Friends and Family. Wir konnten uns dann jedoch relativ schnell durch eigene Umsätze finanzieren und vor etwas über einem Jahr eine Seed-Finanzierung mit Business Angels abschließen, die Talentry neben dem investierten Betrag durch ihre unternehmerischen Erfahrungen stark vorangebracht haben. Insbesondere bei der Geschäftsplanung hat uns das sehr geholfen. Heute tauschen wir uns monatlich in Beiratssitzungen zu aktuellen Themen aus und können somit noch immer stark vom Erfahrungsschatz profitieren.
Tim Verhoeven: Welche unternehmerischen Meilensteine gab es bei euch?
Carl Hoffmann: Ende 2012 haben wir gegründet. Einnahmen hatten wir relativ schnell, da wir mit einer öffentlichen Plattform (jobcrowd.de) gestartet sind. Wir haben zu dritt gegründet und von Anfang an Praktikanten eingestellt und Mitte 2013 dann Festangestellte. Mitte 2013 haben wir ebenfalls eine Seedfinanzierung abgeschlossen und damit verbunden weitere Festangestelle eingestellt. Die ersten Unternehmen konnten wir Anfang 2013 von Talentry begeistern. Heute haben wir Kunden aus diversen Branchen wie Medien (ProSiebenSat.1), IT (Atos), Pflege (Asklepios) oder sogar Handel (UGDE).
Tim Verhoeven: Gibt es Dinge, die du im Nachhinein anderes machen würdest?
Carl Hoffmann: Im Nachhinein hätten wir gerne schon früher mit dem Vertrieb von Talentry begonnen und nicht die Plattform JobCrowd vermarktet, wobei das für unser Unternehmen auch eine wertvolle Erfahrung war. Ebenfalls haben wir am Anfang etwas unterschätzt, wie viel Marketingaufwand dahinter steht, Unternehmen davon zu überzeugen, dass Mitarbeiterempfehlungen das zukunftsträchtigste Recruitinginstrument sind. Umso glücklicher sind wir über aufkeimenden Wettbewerb, da er dazu beiträgt den noch sehr jungen Markt für digitale Mitarbeiterempfehlungsprogramm e zu formen und gleichzeitig die
Produkte noch besser macht. Ansonsten
sind wir mit den bisherigen Entscheidungen absolut zufrieden.
Tim Verhoeven: Inwieweit hast du dich beraten lassen zu den ganzen "Formalitäten" einer Gründung?
Carll Hoffmann: Wir haben uns hier viel mit anderen befreundeten Start-ups ausgetauscht, die den Prozess bereits durchgemacht haben. Das war sehr wertvoll. Jeder der Gründer hat eine eigene UG gegründet, mit welchen wir dann die GmbH gegründet haben. Dies kann zu einem späteren Zeitpunkt steuerliche Vorteile haben. Die Gesellschaftsform wurde bei uns nicht groß diskutiert, da wir alle bereits das notwendige Kapital für die GmbH-Gründung zusammengetragen hatten und einfach loslegen wollten. Als B2B Unternehmen gab es da auch wenige Alternativen.
Tim Verhoeven: Wie schwer war es Anfangs andere von deiner Geschäfts-Idee zu überzeugen?
Carl Hoffmann: Grundsätzlich verbindet nicht jeder mit dem Personalmarkt einen spannenden Markt. Sobald man sich jedoch ein wenig mit dem Markt beschäftigt, erkennt man, dass der Markt absolut im Umbruch und extrem spannend ist. Ich halte es für wichtig und für die oberste Prämisse, seine eigene Begeisterung für die Geschäftsidee authentisch nach außen zu tragen. Erste Mitarbeiter haben wir mit den typischen Vorteilen eines Start-ups begeistert (Cooles Produkt, Verantwortung übernehmen, täglichen Mehrwert generieren, Kicker, Club Mate, Team Events etc.). Unseren Investoren hat insbesondere das Geschäftsmodell sehr gefallen und dass wir agil genug waren unser anfangs angedachtes Modell so anzupassen, dass es jetzt erfolgreich ist und gute Umsätze macht.
Tim Verhoeven: Was würdest du einem Absolventen raten, der ein Startup in der HR-Branche gründen möchte?
Carl Hoffmann: Ich fand den Ansatz von einem der Vorredner, ich meine Careerdate, sehr schlau, sich vorab einfach mal mit ein paar Personalern über die Idee direkt auszutauschen. Das schöne ist ja, dass die meisten Personaler gerne im Austausch mit anderen Menschen stehen und sehr aufgeschlossen sind. Sollte man positives Feedback erhalten auf die Idee, würde ich raten ein super Team zusammenzutrommeln und es einfach mal zu versuchen. Man muss aber schon einen langen Atem mitbringen, da die Sales Zyklen häufig leider sehr lang sind und nicht jedes Unternehmen offen gegenüber Innovationen ist. Ich finde aber, es gibt grundsätzlich wenig zu verlieren, da man nirgendwo so viele wertvolle Erfahrungen sammelt wie als Gründer. Insbesondere in den USA sieht man aktuell, was sich auf dem HR-Markt in den nächsten Jahren noch so tun wird. Also ich würde es immer wieder tun!
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Tim Verhoeven: Hallo Carl, erzähl uns kurz, wie es dazu kam, dass du talentry ins Leben gerufen habt.
Carl Hoffmann: Mein Mitgründer Michael Blazek hat damals bei einem mittelständischen Softwareunternehmen gearbeitet, das großen Bedarf an hochqualifiziertem IT Personal hatte. Dieses Unternehmen hatte damals ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm im Einsatz, über das es in etwa 70 % der Stellen besetzt hat. Michael hatte durch sein Studium an der TU München ein großes Netzwerk an ITlern und hat diese nach und nach weiterempfohlen. Als er einen Monat mehr für das Empfehlen von Leuten als für seine eigentliche Tätigkeit als Software-Entwickler verdient hat, kam er zum Schluss, dass er durch eine Digitalisierung dieses Prinzips das riesige Potenzial von Mitarbeiterempfehlungen auch Großunternehmen zugänglich machen wollte. Aus dieser Idee ist 2012 Talentry entstanden.
Tim Verhoeven:War es von Anfang an der Plan, euer Portal zu kommerzialisieren? Hattest du von Anfang an einen Business-Plan?
Carl Hoffmann: Ich bin der Meinung, dass jede gute Idee nur durch ein gutes Business Model getragen werden kann. Von daher stand es nie zur Debatte das Portal nicht zu kommerzialisieren. Allerdings haben wir hier am Anfang viel ausprobiert, um letztlich ein Pricing zu finden, das sowohl von unseren Kunden wie auch von uns als fair empfunden wird. Einen Businessplan hatten wir schon, jedoch nicht als niedergeschriebenes Dokument. Gerade in der Anfangsphase sollte man versuchen, sich nicht zu stark auf den Businessplan zu fokussieren, sondern erst einmal ein Grundverständnis für den Markt entwickeln. Ein richtiger Businessplan macht daher aus meiner Sicht erst später Sinn, wenn man seine entscheidenden KPIs identifiziert hat, das Pricing steht und man im nächsten Schritt skalieren möchte.
Tim Verhoeven: Wie hast du dich finanziert bzw. am Anfang über die Runden gehalten insb. als erste regelmäßige Kosten auftraten?
Carl Hoffmann: Finanziert haben wir uns ganz am Anfang durch persönliche Rücklagen sowie Friends and Family. Wir konnten uns dann jedoch relativ schnell durch eigene Umsätze finanzieren und vor etwas über einem Jahr eine Seed-Finanzierung mit Business Angels abschließen, die Talentry neben dem investierten Betrag durch ihre unternehmerischen Erfahrungen stark vorangebracht haben. Insbesondere bei der Geschäftsplanung hat uns das sehr geholfen. Heute tauschen wir uns monatlich in Beiratssitzungen zu aktuellen Themen aus und können somit noch immer stark vom Erfahrungsschatz profitieren.
Tim Verhoeven: Welche unternehmerischen Meilensteine gab es bei euch?
Carl Hoffmann: Ende 2012 haben wir gegründet. Einnahmen hatten wir relativ schnell, da wir mit einer öffentlichen Plattform (jobcrowd.de) gestartet sind. Wir haben zu dritt gegründet und von Anfang an Praktikanten eingestellt und Mitte 2013 dann Festangestellte. Mitte 2013 haben wir ebenfalls eine Seedfinanzierung abgeschlossen und damit verbunden weitere Festangestelle eingestellt. Die ersten Unternehmen konnten wir Anfang 2013 von Talentry begeistern. Heute haben wir Kunden aus diversen Branchen wie Medien (ProSiebenSat.1), IT (Atos), Pflege (Asklepios) oder sogar Handel (UGDE).
Tim Verhoeven: Gibt es Dinge, die du im Nachhinein anderes machen würdest?
Carl Hoffmann: Im Nachhinein hätten wir gerne schon früher mit dem Vertrieb von Talentry begonnen und nicht die Plattform JobCrowd vermarktet, wobei das für unser Unternehmen auch eine wertvolle Erfahrung war. Ebenfalls haben wir am Anfang etwas unterschätzt, wie viel Marketingaufwand dahinter steht, Unternehmen davon zu überzeugen, dass Mitarbeiterempfehlungen das zukunftsträchtigste Recruitinginstrument sind. Umso glücklicher sind wir über aufkeimenden Wettbewerb, da er dazu beiträgt den noch sehr jungen Markt für digitale Mitarbeiterempfehlungsprogramm
Tim Verhoeven: Inwieweit hast du dich beraten lassen zu den ganzen "Formalitäten" einer Gründung?
Carll Hoffmann: Wir haben uns hier viel mit anderen befreundeten Start-ups ausgetauscht, die den Prozess bereits durchgemacht haben. Das war sehr wertvoll. Jeder der Gründer hat eine eigene UG gegründet, mit welchen wir dann die GmbH gegründet haben. Dies kann zu einem späteren Zeitpunkt steuerliche Vorteile haben. Die Gesellschaftsform wurde bei uns nicht groß diskutiert, da wir alle bereits das notwendige Kapital für die GmbH-Gründung zusammengetragen hatten und einfach loslegen wollten. Als B2B Unternehmen gab es da auch wenige Alternativen.
Tim Verhoeven: Wie schwer war es Anfangs andere von deiner Geschäfts-Idee zu überzeugen?
Carl Hoffmann: Grundsätzlich verbindet nicht jeder mit dem Personalmarkt einen spannenden Markt. Sobald man sich jedoch ein wenig mit dem Markt beschäftigt, erkennt man, dass der Markt absolut im Umbruch und extrem spannend ist. Ich halte es für wichtig und für die oberste Prämisse, seine eigene Begeisterung für die Geschäftsidee authentisch nach außen zu tragen. Erste Mitarbeiter haben wir mit den typischen Vorteilen eines Start-ups begeistert (Cooles Produkt, Verantwortung übernehmen, täglichen Mehrwert generieren, Kicker, Club Mate, Team Events etc.). Unseren Investoren hat insbesondere das Geschäftsmodell sehr gefallen und dass wir agil genug waren unser anfangs angedachtes Modell so anzupassen, dass es jetzt erfolgreich ist und gute Umsätze macht.
Tim Verhoeven: Was würdest du einem Absolventen raten, der ein Startup in der HR-Branche gründen möchte?
Carl Hoffmann: Ich fand den Ansatz von einem der Vorredner, ich meine Careerdate, sehr schlau, sich vorab einfach mal mit ein paar Personalern über die Idee direkt auszutauschen. Das schöne ist ja, dass die meisten Personaler gerne im Austausch mit anderen Menschen stehen und sehr aufgeschlossen sind. Sollte man positives Feedback erhalten auf die Idee, würde ich raten ein super Team zusammenzutrommeln und es einfach mal zu versuchen. Man muss aber schon einen langen Atem mitbringen, da die Sales Zyklen häufig leider sehr lang sind und nicht jedes Unternehmen offen gegenüber Innovationen ist. Ich finde aber, es gibt grundsätzlich wenig zu verlieren, da man nirgendwo so viele wertvolle Erfahrungen sammelt wie als Gründer. Insbesondere in den USA sieht man aktuell, was sich auf dem HR-Markt in den nächsten Jahren noch so tun wird. Also ich würde es immer wieder tun!
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Hi Tim und Carl,
AntwortenLöschenwo liegt nun eigentlich der Unterschied zwischen Firstbird und Talentry?
Auf den ersten Blick sehen beide Angebote extrem ähnlich aus.
Oder gehören beide Plattformen irgendwie zusammen?
Gruß
Mike
Hallo Mike,
AntwortenLöschengrundsätzlich adressieren beide Lösungen das gleiche Problem und machen Mitarbeiterempfehlungen effizienter und besser. Aus meiner Sicht gibt es aber durchaus ein paar Unterschiede.
Mein Vorschlag wäre es, dass du dir einfach beide Lösungen einmal anschaust und dir ein eigenes Bild machst. Schick mir doch am besten eine Mail an c.hoffmann[at]talentry.de, dann können wir ein persönliches Telefonat oder Webinar vereinbaren.
Liebe Grüße
Carl