Heute habe ich das Vergnügen Robindro Ullah - Leiter Employer Branding Operations und Recruiting bei der DEBA Deutsche Employer Branding Akademie GmbH und Michael Witt - Teamleiter Recruiting bei Voith Industrial Services zu ihrem gerade erschienenen Buch "Praxishandbuch Recruiting" zu interviewen. Auch wenn man es aus dramaturgischer Sicht nicht machen sollte - mein Resumee setze ich direkt an den Anfang: Jeder, der sich mit dem Thema Recruiting beschäftigt sollte einen Blick in dieses Buch werfen - egal ob Recruiter oder Personaler, der mit dem Recruiting zusammen arbeitet (Hochschulmarketing, Personalmarketing etc.).
Aber eines nach dem anderen - worum geht es in diesem Buch überhaupt? Auf 412 Seiten (gebundene Ausgabe) haben Robin und Michael sich den Grundlagen des Recruitings gewidmet - und damit einen ganzheitlichen Überblick über die verschiedenen Prozessschritte des Recruiting geschaffen. Hervorzuheben bleibt auch, dass sowohl die vorausgehenden Prozesse (also die Bedarfsplanung) als auch die nachfolgenden Prozesse (Onboarding und Talent Management) eingebunden werden. Tiefergehender werden dann auch noch jeweils in eigenen Kapiteln die Themen Social Media Recruiting, Recruitig in Europa, Kennzahlen und "Recruiter next Generation" behandelt. Und was sagen die beiden Autoren zu ihrem Werk?
Tim Verhoeven: Überall ist das Thema Personalmarketing oder Employer
Branding im Fokus von Veröffentlichungen - warum habt ihr hingegen das Thema
Recruiting gewählt?
Robindro Ullah / Michael Witt: Wir wollten die PS mal endlich auf die Straße bringen. Alle
machen Marketing und Branding, aber irgendjemand muss ja auch mal einstellen.
Nein, Scherz beiseite, wir wollten dort ansetzen, wo es unserer Meinung nach am
meisten Handlungsbedarf gibt: Allein die hohe Anzahl in den Veröffentlichungen
zeigt, dass des Pudels Kern, das Recruiting, insgesamt zu kurz kommt. Schon
die Tatsache, dass es bis dato kein „Praxishandbuch Recruiting“ gab,
untermauert die These, dass wir im Grunde das wichtigste Feld innerhalb der
Personalgewinnung haben zu Kurz kommen lassen.
Tim: Hat jeder von euch einen Artikel, welcher ihm besonders
gefallen hat?
Michael Witt |
Robin: Mein Lieblingskapitel bzw. –artikel ist letztlich
Kapitel 3.2. Alles auf einen Kernprozess herunterzubrechen und eine globale
Einheitlichkeit einzuführen, empfand ich anfangs als enorme Herausforderung.
Aber wenn man ganz tief hineinsieht, erkennt man, dass wir doch alle nur
„Recruiting“ sprechen.
Tim: Wem würdet ihr euer Buch besonders empfehlen und für
welche Zielgruppe ist euer Buch eher nicht geeignet?
Robin / Michael: Wir haben ein Praxishandbuch geschrieben, welches sich vor
allem an Personen richtet, die sich grundsätzlich mit Recruiting beschäftigen
wollen oder es auch schon in einem gewissen Umfang tun. Wir denken, es spricht
vor allem Gruppen von Personen an, die nach einem Überblick suchen und
Recruiting aus verschiedenen Seiten betrachten wollen. Hier finden diese
Personen in unserem Buch die Grundlagen und ein gesamtheitliches und
prozessorientiertes Recruitingverständnis. Profis langweilen sich ggf., wobei
es auch für die als Nachschlagewerk dienen kann.
Tim: Ihr habt das Thema Recruiting bzw. Personalbeschaffung
versucht möglichst ganzheitlich zu betrachten. Gibt es ein Thema, mit welchem
ihr euch gerne noch tiefergehender beschäftigt hättet, im Nachhinein?
Robin / Michael: Bei so einem Werk ist immer die Frage, wo grenzt man sich ab
und wie tief will man Themen darstellen. Es gibt sicherlich Bereiche, die
weitaus detaillierter hätten behandelt werden können. Wir sammeln nun in der
kommenden Zeit die Rückmeldungen der Leser und wollen diese dann in einer
möglichen zweiten Auflage umzusetzen. Das Buch soll ja in erster Linie
Grundlagen vermitteln und dabei helfen Recruiting zu professionalisieren. Je nach Gusto sind eben Themen zu „flach“
oder auch zu „tief“ beschrieben.
Tim: Besonders interessiert bin ich ja immer am Thema
Candidate Experience. Ihr seid mittlerweile schon das zweite Fachbuch, welches
ich hier vorstelle, welches sich zumindest in kleinerem Rahmen auch diesem
Thema widmet. (Bernd Konschaks "Professionelles Personalmarketing")
Wie relevant schätzt ihr das Thema kurz- und langfristig ein?
Robindro Ullah |
Die Relevanz wird aber insgesamt gesehen steigen und ich
werde hier sehr bald auch ein weiteres Buch nachschieben mit dem Titel
„Erfolgsfaktor Candidate Experience“, welches, wie der Titel schon sagt, sich
mit der CX beschäftigen wird –
ausschließlich aus der qualitativen Sicht von Bewerbern.
Tim: Ihr widmet euch auch dem Thema "Der Recruiter next
Generation" - Was zeichnet diese aus und wo haben viele Recruiter (old
Generation) noch Defizite?
Robin / Michael: Mit dem Recruiter Next Generation (RNG) Schulungskonzept
wurde Robin bereits 2012 mit dem HR Excellence Award ausgezeichnet. Im
Wesentlichen zeichnet den RNG ein Umdenken in Richtung Vertrieb aus. Der RNG
von morgen ist ein moderner Vertriebler von heute. Die Defizite, welche
aktuelle Recruiter heute noch mitbringen, sind oftmals im MindSet begründet.
Wenn du Ende des Jahres das Buch zur CX liest, wirst du nicht glauben, womit
Bewerber heute noch konfrontiert werden. Dabei muss hervorgehoben werden, dass die
Bewerber auch positives Feedback zu berichten hatten. Letztlich lassen sich
aber viele Themen auf mangelhaft ausgebildete Recruiter zurückführen.
Tim: Inwieweit liegt es nicht nur an der mangelnden
Ausbildung von Recruitern sondern an der falschen Besetzung bzw. an falschen
Rollenprofilen von Recruiting-Vakanzen?
Robin / Michael: Es liegt insgesamt an einer Vielzahl von kleinen oder
größeren Dingen, die wir unter Unprofessionalität verbuchen würden. Viele
Unternehmen wissen nicht, was für Typen von Mitarbeitern sie suchen geschweige
denn brauchen. Das gilt bei diesen Unternehmen dann natürlich auch für die
Funktion der Recruiter. Wenn ich also nicht weiß, was ich will, dann kann ich
weder die Rolle des Recruitings richtig einschätzen, noch deren Profil.
Tim: Ich habe selbst meine ersten Kontaktpunkte mit dem
Personalbereich im Recruiting gesammelt. Ich vergleiche einen guten Recruiter
immer noch mit einem hoch spezialisierten Vertriebler - mit einem Unterschied:
Als Vertriebler bekommt man eine Vielzahl von langen und vergleichsweise
kostspieligen Schulungen und als Recruiter ist man froh, wenn man überhaupt
schon einmal ein Interview-Training bekommen hat. Woran liegt dies eurer
Meinung nach?
Robin / Michael: Das liegt meist daran, dass man Recruiting noch nicht als
Spezialisierung im Personal wahrgenommen hat. Recruiting ist das, was jeder
beliebige HRler nebenbei machen kann, oder bestenfalls eine gute
Einstiegsposition ist für einen Absolventen. Das wir hier mittlerweile eines
der Komplexesten HR Gebiete überhaupt vor uns haben, wurde schlichtweg
verschlafen. Aber diese Lücke wollen wir mit unserem Buch auffüllen.
Tim: Vielen Dank für eure Zeit für das Interview!
Das Buch gibt es neben dem Hardcover auch als eBook zu erwerben.
Tim: Vielen Dank für eure Zeit für das Interview!
Das Buch gibt es neben dem Hardcover auch als eBook zu erwerben.
Danke für die Empfehlung! Ich habe schon länger kein kompetent verfasstes Buch zum Thema Recruitment in die Finger bekommen, da freue ich mich drauf, dieses zu lesen!
AntwortenLöschenWirklich ein interessanter Beitrag, zurzeit beschäftige ich mich mit Hochschulmarketing und es ist wirklich unglaublich wie schnell man Leute mit dieser Art des Marketings erreicht.
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