Bewerber wollen mehr Standards und Transparenz bei Personalberatern


Nachdem ich bereits in meinem letzten Artikel zeigen konnte, dass sich Bewerber mehr Mindeststandards und Transparenz im Auswahlprozess wünschen, widme ich mich heute einem weiteren Ergebnis der gemeinsamen Studie mit dem Anbieter für Bewerbermanagement softgarden. Es wurden insgesamt 1.081 Kandidaten über das softgarden E-Recruitingsystem befragt. Es handelt sich durchweg um verifizierte Bewerber, die sich aktuell auf eine neue Position beworben haben. Diesmal liegt der Fokus auf dem kontroversen Thema Personalberater. 

Kurz ein Überblick über das Thema Personalberater: In den letzten Jahren gab es wenige Branchen, die in Deutschland kontinuierlich ein zweistelliges Wachstum hatten. Eine der wenigen Ausnahmen ist die Branche der Personalberater, welche man klar als große Gewinner des Fachkräftemangels darstellen kann, wie Abbildung 1 zeigt.



In den letzten Jahren drängen immer mehr internationale Personalberatungen auf den deutschen Markt, um an diesem Wachstum partizipieren zu können. Diese Entwicklung sowie das immer kompetitiver werdende Umfeld haben dazu geführt, dass es sehr große qualitative Unterschiede gibt, sowie wenig Transparenz. Ich werde sehr häufig von Freunden und Bekannten gefragt, ob man dem einen oder anderen Personalberater trauen kann, der sie gerade angesprochen hat. Daran zeigt sich, dass es eine relativ große Unsicherheit gibt, wem man trauen kann, abseits der wenigen großen und bekannten Namen.
Mit dieser These haben wir auch die Befragten konfrontiert und es zeigt sich, dass diese Einschätzung von mir sehr richtig war. Wir haben gefragt, wie wichtig es für sie wäre, dass der Personalberater, mit dem sie zusammenarbeiten explizit qualitativen Mindeststandards entspricht. Rund 88 % aller Teilnehmer gaben an, dass dies ‚eher wichtig‘ oder ‚sehr wichtig‘ für sie sei. Das ist ein sehr deutliches Signal. Jedoch sollte in diesem Kontext auch klar sein, dass es bisher noch keine Mindeststandards bei Personalberatern gibt.
Wie schon im letzten Artikel gehen wir hier aber noch ein wenig tiefer und schauen, ob es einzelne Zielgruppen gibt, die von diesem allgemeinen Ergebnis in die eine oder andere Richtung abweichen. Betrachtet man das Merkmal Geschlecht, dann sieht man ein sehr ähnliches Ergebnis. Frauen geben bei dieser Frage nur minimal häufiger (+1%) an, dass dieses Thema für sie ‚eher wichtig‘ oder ‚sehr wichtig‘ sei.



Im Gegensatz zum Merkmal Geschlecht, sieht man beim Merkmal Bildungsgrad einen deutlicheren Unterschied. Auch, wenn es zwar unabhängig vom höchsten Bildungsgrad eine breite Zustimmung gibt (Antwort ‚eher wichtig‘ oder ‚sehr wichtig‘), so sieht man doch eine Tendenz, dass die Zustimmung steigt, wenn der Bildungsgrad höher ist von 83 % bei mittlerer Reife bis mehr als 90 % bei Hochschulabschluss.
  



Einen ähnlich starken Unterschied sehen wir, wenn wir uns das Merkmal ‚Häufigkeit wie oft man sich bewirbt‘ anschauen. Zusammenfassend kann man sagen: Je häufiger sich jemand bewirbt, desto eher wird es explizit als ‚sehr wichtig‘ eingestuft, dass Personalberater qualitative Mindeststandards erfüllen. Diejenigen Befragten, die angaben, dass sie sich ‚sehr häufig‘ bewerben, gaben zu mehr als 77 % an, dass das Thema für sie ‚sehr wichtig‘ sei. Bei denjenigen, die angaben, dass sie sich ‚sehr selten‘ oder ‚nie‘ bewerben, gaben diese Antwort weniger als 59 % an.



Zusammengefasst, wenn man Akademiker sucht und dazu auch noch mit Zielgruppen zu tun hat, die häufiger in Bewerbungsprozessen stecken, dann sollte man sich über Mindeststandards seiner Personalberater dringend Gedanken machen. Zu guter Letzt wissen wir, dass die Wahl des Personalberaters auch immer auf die eigene Arbeitgebermarke zurückfällt. Die Frage, die sich dann natürlich stellt: Wie kann man das erreichen? Wie kann man diese Transparenz schaffen, dass die Personalberater, die eine gute Qualität haben, diese auch objektiv und glaubwürdig an Bewerber vermitteln?
 


Die Antwort darauf könnte eine Art Qualitätszertifikat für Mindeststandards, wie ein TÜV-Siegel, bei dem eine neutrale Instanz Personalberater nach transparenten Kriterien zertifiziert, sein. Die Teilnehmer unserer Studie fanden diese Möglichkeit durchweg positiv. Drei Viertel aller Befragten empfanden diesen Vorschlag ‚eher gut‘ oder ‚sehr gut‘.


Fazit: Ähnlich, wie im ersten Teil dieser Studie, sehen wir, dass Bewerber einen Bedarf an mehr Transparenz und qualitativen Mindeststandards im Recruitingprozess haben. Auch hier müssen Arbeitgeber agieren, denn eine schlechte Candidate Experience bei einem Personalberater wirft ein schlechtes Licht auf die Firma, die ihn beauftragt hat. Eine saubere Zertifizierung oder ein Qualitätssiegel können hier zum Mittel der Wahl werden. Die einzige mir bekannte Lösung hierzu bietet die GfR mit ihrer Zertifizierung, die wir nun auch bei uns testen werden.

Mehr Studien und aktuelle Umfragen von softgarden gibt es hier: https://www.softgarden.de/studien/
 


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