Stefan Klemm, u.a. Gründer des Entrepreneurs-Club |
Tim Verhoeven: Herr Klemm, Sie beschäftigen sich sehr intensiv mit dem Thema Familienunternehmen. Wie kamen Sie dazu und was fasziniert Sie daran besonders?
Stefan Klemm: Begonnen habe ich mit dem Thema mit der Gründung des „Entrepreneurs-Club“, dem ersten Netzwerk von Unternehmensnachfolgern. Für die Nachfolger im Club ist es spannend, hier eine Plattform zum Sparring zu haben. Unternehmer ohne eigenen Nachfolger finden hier talentierte Nachwuchsunternehmer. Ich sehe in den Unternehmern die wichtigsten Leistungsträger für unsere Volkswirtschaft. Es ist eben ein Unterschied, ob eine Unternehmerfamilie das eigene Vermögen in die Wagschale wirft oder ein Unternehmen durch Dritte finanziert und andere gemanagt wird. Ich denke, Unternehmer zu sein ist weniger ein Job als eine „Lebensform“ - und zwar eine gute.
"Unternehmer zu sein ist weniger ein Job,
Tim Verhoeven: Ihre Veranstaltung "Karrieretag Familienunternehmen" hat jetzt schon zum achten mal stattgefunden. Wie hat sich diese Veranstaltung über die Jahre verändert?
Stefan Klemm: Bei den ersten zwei bis drei Durchgängen hatten wir sicherlich eine Lernkurve zu nehmen, um das Konzept auszureifen. Seitdem hat sich am Format nicht viel geändert- wir haben die Erkenntnis gewonnen, dass eine Konzentration auf das wesentliche und die Konstanz einer gewohnten Qualität von den Kunden geschätzt werden - man weiss dann, was man hat. Jedoch darf natürlich die Innovation nicht vergessen werden. Beim Karrieretag Familienunternehmen stecken die Innovationen jedoch eher im Detail und im Aussenauftritt. Das bewährte Grundkonzept bleibt.
www.karriere-familienunternehmen.de |
Tim Verhoeven: Auf welche Projekte von Ihnen darf man sich in der kommenden Zeit noch einstellen?
Stefan Klemm: Im Bereich Familienunternehmen ist unser wichtigstes neues Projekt die neue Plattform „Karriere im Familienunternehmen“ mit der Website www.karriere-familienunternehmen.de . Hier können sich Familienunternehmen künftig auch unterjährig und zu jeder Zeit für Kandidaten erreichbar präsentieren. Am lebendigsten und modernsten mit einem Video, in dem der Unternehmer „sein“ Unternehmen vorstellt. Und das in Full HD aufs iPad wenn man möchte.
Tim Verhoeven: Es gibt verschiedene Definitionen von Familienunternehmen - Welche Kriterien muss ein Unternehmen erfülllen, um bei Ihren Aktivitäten (Karrieremesse, Internet-Plattform etc.) mitzumachen?
Stefan Klemm: Es wurde und wird immer wieder versucht, eine exakte Abgrenzung der Familienunternehmen vorzunehmen. Das ist sehr schwierig, da die Übergänge sehr fließend sind. Im Endeffekt bleibt es immer etwas beliebig, wo genau man aus wissenschaftlicher Sicht die Grenze zieht zum „Nicht-Familienunternehmen“. Aus Sicht eines künftigen Mitarbeiters zählt in erster Linie die spezielle Kultur und der nachhaltige unternehmerische Ansatz sowie die Präsenz der Unternehmerfamilie im Unternehmen. Hinsichtlich dieser Kriterien nehmen wir eine qualitative Selektion der Unternehmen vor, die wir zu unseren Formaten einladen. Aber die Kandidaten können immer sicher sein, dass wir uns mit den Unternehmen, die wir ihnen empfehlen und welche wir präsentieren, sehr genau beschäftigt haben und einen engen persönlichen Kontakt pflegen- oft sogar mit dem Inhaber selbst.
"Es wird immer attraktiver
für ein Familienunternehmen zu arbeiten"
Tim Verhoeven: Ihrer Erfahrung nach: Welchen Stellenwert haben Familienunternehmen in Deutschland?
Stefan Klemm: Objektiv: sie tragen zu etwa 90% zur Volkswirtschaft bei gemessen an ihrer Zahl (natürlich relativiert um die sehr zahlreichen, sehr kleinen Betriebe, die als Familienunternehmen zählen wie der „Kiosk um die Ecke“). In der Wahrnehmung der Deutschen und insbesondere der Talente von morgen: einen stark steigenden. Es wird immer attraktiver bei einem Familienunternehmen zu arbeiten. Nachhaltiges unternehmerisches Schaffen mit Werteorientierung und Menschen hinter den Unternehmen, sind spannender geworden nach Börsen- und Finanzkrisen.
Tim Verhoeven: Die Stiftung Familienunternehmen hat in einer Studie evaluiert, dass Familienunternehmen u.a. in den Bereichen Internationalität, Vergütung und Standort einen schlechten Ruf bei Bewerbern haben. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Stefan Klemm: Nun- in der Tat sind die Firmensitze der Familienunternehmen häufig nicht direkt in den Metropolen gelegen, die regionale Verwurzelung und Tradition ist meist sehr stark. In aller Regel nicht zutreffende Vorurteile sind jedoch geringe Internationalität und Vergütung. Im Gegenteil- da viele der Familienunternehmen „Hidden Champions“ sind und eine Markt-Nische oft alleingestellt beherrschen, sind sie sehr häufig Weltmarkführer- und in Dutzenden Ländern der Welt aktiv. Die Chance, sich als junger Leistungsträger auch international zu bewähren, ist häufig viel größer als in großen Publikumsgesellschaften. Dies liegt auch daran, dass der interne Wettbewerb um begehrte Auslands-Jobs in einem Familienunternehmen geringer ist. Zum Thema Vergütung kann man sagen, dass ein guter Mitarbeiter, gerade in vertrieblichen Bereichen, oftmals überdurchschnittliche Einkommen erzielen kann. In der Vergütungsstruktur sind die meisten Familienunternehmen deutlich flexibler, als enge Vergütungssysteme mancher Konzerne es vorsehen.
"HANIEL ist unter den Familienunternehmen
sehr weit vorne im Bereich Social Media."
Tim Verhoeven: Gibt es aus Ihrer Sicht Best-Practice-Beispiele, wo es einzelne Familienunternehmen geschafft haben, sich als besonders attraktive Arbeitgeber zu vermarkten?
Stefan Klemm: Nun- es ist etwas schwierig, da einzelne Unternehmen herauszugreifen- insbesondere wenn Sie mich nach dem Erfolg der Vermarktung fragen. Wenn Sie mich nach dem „Doing“ der Vermarktung fragen: Aus dem Kreis unserer Partner-Unternehmen würde ich HANIEL im Bereich Social Media Marketing als sehr weit vorne sehen. Das Thema „Video“ als „state of the art“-Medium hat die Firma MIELE konsequent umgesetzt im HR Marketing- wenn auch etwas anders gemacht als auf unserer Plattform „Karriere im Familienunternehmen“.
Weiter Informationen zum Thema Familienunternehmen finden Sie auf:
Stiftung Familienunternehmen
Entrepreneurs-Club
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Stiftung Familienunternehmen
Entrepreneurs-Club
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