Sind Fachmessen eine lohnende Alternative zu klassischen Recruiting-Messen?

Ich komme gerade von sechs spannenden und anstrengenden Tagen wieder zurück aus Hannover - von der HMI (Hannover Messe) 2012. Ich war dort als HR-Vertreter meines Unternehmens vor Ort, um möglichst viele gute Kandidaten für uns zu begeistern.
Die Frage aus meiner Überschrift habe ich mir in den letzten Monaten häufiger gestellt und möchte an dieser Stelle meine Erfahrungen und Ansichten mit Ihnen teilen und diskutieren. Lohnt es sich auf Fachmessen zu rekrutieren oder sollte man lieber seine knappen Resourcen auf andere Kanäle fokussieren? Was sind Erfolgsfaktoren für einen möglichen Auftritt auf einer Fachmesse und wie unterscheidet sich der Auftritt von einem klassischen Karrierestand auf einer Recruiting-Messe?




Warum überhaupt Fachmessen als Recruiting-Kanal?

In der Theorie hört sich die Idee extrem gut an, auf Fachmessen zu rekrutieren.
  • Passende Zielgruppe: In der Regel sowohl Besucher als auch andere Aussteller 
  • Viele Unternehmensvertreter vor Ort ermöglichen es einen guten Eindruck vom Unternehmen zu präsentieren
  • Mögliche Synergieeffekte durch den gemeinsamen Auftritt mit anderen Unternehmensbereichen
  • (noch) nicht so große HR-Konkurrenz wie auf normalen Recruiting-Messen

Welche Möglichkeiten des Recruitings gibt es auf Fachmessen?
Je nach Veranstalter und Publikum unterscheiden sich die Angebote deutlich voneinander.
  • Die meisten Messen erlauben es, dass man sich auf dem eigenen Unternehmensstand als Arbeitgeber präsentiert
  • Einzelne Messen haben daneben auch noch extra Recruiting-Bereiche, auf denen man einen extra Stand aufbauen kann. (Prominente Beispiele sind die HMI, Cebit u.a.)
  • Große Messen bieten meist auch Workshops- und Podiumsdiskussionen an zu Themen, durch die man sich als Arbeitgeber positionieren kann
  • Neben den eher formellen Instrumenten bieten sich auf Fachmessen auch viele informelle Gelegenheiten, wie man mit interessanten Kandidaten ins Gespräch kommen kann (Get-Together, Themenabende, etc.)

Welche Herausforderungen gibt es beim Recruiting auf Fachmessen?
Grundsätzlich sollte man nicht den Fehler machen und sich mit identischem Auftritt und Erwartungen auf einer Fachmesse als Arbeitgeber präsentieren wie auf einer Recruiting-Messe.
  • Eine Inkonsistenz zwischen Unternehmensmarke und Arbeitgebermarke fällt schnell auf, durch den parallelen Auftritt (das gilt für die Inhalte, die Auswahl an Medien oder auch die Visualisierung)
  • Es müssen diskrete Rückzugsmöglichkeiten angeboten werden (man stelle sich die Situation vor, dass jemand von der Konkurrenz auf den HR-Stand kommt und dessen Chef dies sieht...)
  • Potenzielle Bewerber stellen mehr und tiefergehende fachliche Fragen als bei klassichen Recruiting-Messen
  • Potenzielle Bewerber erwarten nicht zwingend einen HR-Auftritt, weswegen man sich überlegen sollte, wie man (nicht zu plump) Aufmerksamkeit auf den eigenen HR-Auftritt lenken kann

Resümee:
Ich halte Fachmessen für eine interessante Alternative zu herkömmlichen Recruiting-Messen, wenn man sich darauf vorbereitet, dass man einen anderen Auftritt und eine andere Ansprache benötigt, als bei Recruiting-Messen. Besonders "Hidden Champions", welche einen sehr guten Ruf innerhalb einer Branche haben, aber keine starke Arbeitgebermarke besitzen können hier profitieren.

Wie sieht Ihre Erfahrung beim Recruiting auf Fachmessen aus? Nutzen Sie solche Messen überhaupt, für Ihren Arbeitgeberauftritt?

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Kommentare

  1. Ein spannender Post,
    das Medium Fachmesse ist, meiner Meinung nach, ein optimaler "neuer" Kanal um die von Dir bereits angesprochenen brancheninteressierten und vor allem schon -kundigen Personen anzusprechen. Im Bereich der Fachmessen wird sich der Bereich Recruiting sicherlich von Jahr zu Jahr stärker etablieren und präsentieren. So wird Unternehmen eine breite Plattform für Diskussionen und "Akquise" in eigenen Ausstellungsbereichen angeboten werden.

    Beste Grüße

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  2. Hi Philipp,
    ja, es bleibt spannend zu sehen, wie sich das Thema entwickelt. Nach Aussage von einigen Messebetreibern gab es schon einmal einen "Aufschwung" bei der HR-Beteiligung bei Fachmessen - bis dann die Bankenkrise kam und zum Teil HR-Budgets verkleinert wurden...

    Gruß

    Tim

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  3. Dieser Beitrag gefällt mir wirklich gut. Das Aufspüren von Talenten, z.B. auf HR Messen, in Europa und Asien / Hongkong und China, wird für die Aussteller immer schwieriger. Auch hat man aus einem Beitrag im Fernsehen in Portugal gelernt, was zu einer ersten Flut von 14.500 CVs führte. Nun, hat man in einer Metropolregion zwischen Zürich und Heidelberg daraus die Lehren gezogen: die Statistik liest sich dann in Zukunft wie folgt… Aus in Summe 15.000 CVs von arbeitssuchenden bzw. in Arbeit stehenden Menschen aus dem Ausland können vielleicht 100-200 Menschen rekrutiert werden. Präzise bis heute fanden 26 Personen in der Region Schwäbisch Hall eine neue Heimat. Das ist aus guten Deutsch Kenntnissen ableitbar. Darunter waren Tischler, Fachkräfte im Hotel- und Gastronomiebereich, und genau zwei IT-Fachkräfte, die ähnlich wie Ingenieure ausgebildet wurden.
    Ergo, scheinen Fachmessen das geeignete Instrument der Zukunft zu sein.

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